Meine persönliche Heilungsgeschichte

Hier kannst du dir den Blogbeitrag auch anhören:

 

Eine Begegnung mit mir selbst. Meine Abendmeditation.

Teil 1

Es ist schon dunkel und ich bin nicht müde. Eigentlich nichts überraschendes, jedoch ist heute etwas anders. Ich spüre, dass sich heute mein Herz nicht beruhigen will. So nehme ich meine Signale ernst und gehe geistig in den energetischen Heilraum meines Herzens.

Ich beruhige meine Atmung und achte darauf mich tief zu entspannen. Je ruhiger ich bin, desto entspannter erscheinen die inneren Bilder meiner Seele.

Wenn ich in mein Herz hinein fühle, ist es wie ein zerbrochener Scherbenhaufen. Große und kleine Stücke eines einmal so starken Herzens liegen vor mir auf dem Boden. Es ist so still und eingehüllt in die gespenstische Leere nach einem langen Kampf.

Ich kann kaum fassen was ich da sehe. Ich versuche die Teile zusammenzufügen und zu retten was zu retten ist. Doch es funktioniert nichts. Immer wieder zerfallen die einzelnen Teile in meinen Händen. Das kenne ich so nicht. Was ist da heute los?

Das Gefühl der Ohnmacht beginnt Überhand zu nehmen und ich spüre die ersten Tränen über mein Gesicht laufen. Ich bin verwirrt, da ich nicht mit so viel Schaden gerechnet hatte. Schließlich habe ich schon unzählige Heilarbeiten gemacht. Scheinbar ist es nie genug.

Einige Scherben in meinem Herzensraum sind wie Feinstaub, sie zerrinnen in meinen Händen. Andere Teile sind größer und dicker und plötzlich entdeckte ich Namen auf den Scherben zu lesen. Meinen Vater und meine Mutter konnte ich gleich entziffern. Die Schrift war alt und fast unleserlich. Umso erstaunter war ich, als ich meine Oma und auch andere Menschen meiner Vergangenheit erkannte. Zu jeder Scherbe viel mir auch gleich ein, was passiert war. Wer mich wann und wo verletzt hatte. Sehr seltsam, dachte ich wieso hebe ich Schmerzen auf?

Einige besonderen Scherben schienen immer wieder zusammengeklebt worden zu sein. Doch von wem nur und warum? Haben sich die gleichen Verletzungen immer und immer wiederholt?

Eine feine Stimme aus dem Hintergrund sagt plötzlich „ich habe die Scherben immer wieder versucht zu reparieren.“ Ich frage dieses mir völlig unbekannte Wesen: „Wer bist du?“

Es entgegnet sanft: „ich bin dein Wunsch nach einer gesunden und glücklichen Familie. Ich bin das Wesen deiner Wünsche. Du wolltest Eltern, die für dich da sind und dir Geborgenheit und Schutz geben. Der Wunsch wurde immer bestimmender als du herangewachsen bist aber niemand erfüllte ihn. Deine Eltern konnten ihn nicht real werden lassen. Ihre Möglichkeiten und dein Wunsch waren sehr unterschiedlich. Natürlich konntest du das als Kind so nicht sehen. Du fühltest dich von allen verlassen. Das ist nicht wahr gewesen, es ist vorbestimmt. Denk daran, es war nicht deine Schuld, dass sie keine Ressourcen mehr sahen dich zu nähren, es war aber ihre Verantwortung. Doch du hast mich als deinen größten Wunsch wachsen lassen. So wurde ich allmächtig. Ich wurde genährt durch deine Angst vergessen zu werden.

So habe ich immer wieder begonnen, die Scherben deiner Hoffnung zu reparieren.

Ich bin die Illusion deiner Kindheit. Die vielen unzähligen unerfüllten Erwartungen hinterließen immer größere Risse, bis selbst mein bester Spezialkleber- das Vertrauen in die Zukunft – leer war.

Du hast aufgehört an eine geheilte und liebevolle Zukunft zu glauben und flüchtest dich in deine Tagträume. Diese retteten dich in vieler Hinsicht. In deinen Träumen bist du den Engeln und den Wesen deiner Seelenheimat begegnet. Sie gaben dir immer wieder die Kraft weiterzuleben.

Was die Menschen nicht konnten, schenkten dir die Wächter deiner Seele. Dafür sei unendlich dankbar. Andere beschlossen früher den Rückzug, weil ihr Glauben an ihre Aufgabe noch nicht so stark war wie deiner.

Deine Berufung hat dich am Leben gehalten. Ich, als dein größter Wunsch, bin die Illusion des äußeren Friedens. Den wolltest du von mir immer und immer wieder. Leider konnte ich ihn dir nicht schenken. Denn der echte Frieden der Ursprungsfamilie muss von allen Familienmitgliedern gewollt und hergestellt werden.

Nur ein Kind alleine kann das nicht. Du warst abhängig von dem Willen der anderen. Die wollten und konnten das nicht.

Somit war es für mich besser, ich ziehe mich zurück. Denn dein innerster Wunsch nach Wahrheit und Frieden in den Herzen deiner Familie wurde dir nie erfüllt. Bis du erkennst, warum dieser Wunsch so nicht realisierbar ist.

Ich ging tief in den letzten Winkel deines Herzens und versteckte mich, denn ich merkte immer wieder wie traurig und ohnmächtig du durch mich bist. Du glaubtest schwer versagt zu haben.

So hast du mich eine Zeit lang vergessen und aufgehört an mich zu glauben. Es war gut so. Es war sogar überlebenswichtig. Deine tiefe Enttäuschung über deinen angeblichen Fehler hat mich stumm gemacht. So habe ich jahrelang geschwiegen. Bis heute hier und jetzt. Jetzt erst nach viele Jahren unerlöster Wünsche und unzähligen Tränen hast du nach mir gefragt. Hier bin ich und helfe dir all die zerbrochenen Teile deines früheren Herzens wieder zusammen zu fügen!“

Etwas ratlos blicke ich diesem seltsamen Wunsch in die Augen. In dieser Sekunde weiß ich, dass er Recht hat. Ich hatte mir jahrelang etwas vor gemacht. Ich fühlte mich immer wieder verantwortlich für den Unfrieden, Streit und Krankheit in meiner Herkunftsfamilie. Ohne Ausweg und ohne den Sinn dahinter zu verstehen. Tiefe Traurigkeit umklammerte mein Herz und ich wusste, dass ich mir da selbst im Wege stehe.

Mein weiteres Leben möchte ich mir nicht noch schwerer machen, in dem ich einem ewig unerfüllten Wunsch innerlich nachlaufe. Ich muss endlich jeden einzelnen Lebensweg aller Familienteilnehmer akzeptieren. Egal wie er aussah. Es ist nicht meine Verantwortung.

Es war, als viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich trauere der Nichterfüllung meines Wunsches hinterher. Mein Wunsch ist jedoch völlig ohne Bedeutung für alle Seelen meiner Familie. Es zählt nur die Wahl deren Erfahrungen. Wie sie sind, ist wertfrei.

Ich klagte alle Engel und Menschen dafür an. Ich haderte sogar mit all den Göttern, denn sie hatten mich ja nicht erlöst. Was für ein Irrtum! Kein Gott ist schuld an meiner Illusion. Ich habe sie gewählt. Somit muss ich mich befreien.

Was für eine Kraft in dieser Illusion. Ich habe nicht losgelassen. Aus Mangel an Alternativen. Ich wusste nicht, wie das geht. Das will ich genau in diesem Moment ändern.

Es stellt sich nur die Frage: wie mache ich das?

Genau gesagt, ich wusste in diesem Moment auch noch nicht, was ich mit dem ganzen Scherbenhaufen jetzt machen soll. Nur eines weiß ich, ich lasse diese Illusion los. Ich will meine Vergangenheit annehmen, egal wie sie war.

„Ich hab nur leider auch keinen Klebstoff mehr, um all die vielen Teile wieder zusammen zu kleben“ stammle ich. „Doch hast du“, meint mein alter Wunsch zuversichtlich.

„Genauer gesagt, hast nur DU die Möglichkeit, dein Herz wieder ganz werden zu lassen.“ Ich blicke erstaunt.

 

Was tun wenn 1.000 Tränen nicht genug sind?

 

Teil 2

Also begann ich darüber nachzudenken, was das bedeutet. Irgendwie erinnerte ich mich gerade an einen alten Traum: Ich stehe an einem Abgrund. Die Schlucht ist unüberbrückbar tief. Kein Ende der dunklen Felsspalten ist in Sicht. Ein Teil von mir denkt… nichts leichter als zu springen. Gleichzeitig weiß ich, dass ich dann nie am gegenüberliegenden Weg ankommen werde. Also bewusst in die Dunkelheit springen. Na das war auch nicht die beste Lösung.

Auf der anderen Seite sind sichere Mauern und ein heller Weg strahlt geradezu. Wie soll ich nun auf die andere Seite kommen? Gerade als ich diese Frage denke, öffnet sich der Himmel. Durch eine düstere Wolkendecke greift plötzlich eine ungewöhnlich vertraute Hand nach meiner. Ich zittere, doch ich folge ihrer Führung. Wie von Zauberhand nun leicht geworden, springe ich ohne zu zögern über den Abgrund. Es ist plötzlich alles leicht und frei von der Vergangenheit. Diese starke Hand gibt mir Sicherheit und den Mut weiter zu gehen. So schaffe ich den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. Die Dunkelheit war hinter mir.

Ich fühle noch, wie samtig weich und stark sich diese himmlische Hand anfühlte. Wie Seide. Wie ein Vater der seiner verwirrten Tochter wieder Richtung und Halt gibt. Wie ein starken Vater, den ich mir immer gewünscht hatte. So eine bewusste Führung, die ich in diesem Leben so vermisst hatte. Jetzt ist sie da und alle Ängste sind wie weggeblasen. Ich bin mutig und frei und lande sicher auf der hellen Seite, um alleine lachend weiter zu laufen.

Das ist einer meiner prägendsten Erfahrungen, was die beschützende Liebe angeht. Ich werde es nie vergessen. Mein Leben war in dieser Zeit wie ein freier Fall ohne Aussicht auf Landung. Diese Energie gab mir die Zuversicht weiter zu machen. Ich bin sehr dankbar dafür.

 

 Was tun wenn 1.000 Tränen nicht genug sind?

 

Teil 3

Soweit der Traum vor langer Zeit. Mit dieser liebevollen Erinnerung in meinem Herzen bitte ich auch jetzt wieder um spirituelle Hilfe. Nach ein paar tiefen, entspannten Atemzügen verändert sich mein Herzensraum. Es erscheint ein Wesen aus strahlendem blau/weißem Licht mit unbeschreiblichen weiß/opalen Farben, die wie Regenbogenfarben schimmern.

„Wer bist du?“ stelle ich die wichtigste Frage.

„Ich bin Tara“ sagt sie voller Ruhe und Gewissheit. „Erkennst du mich?“

Ich fühle eine unbekannte Vertrautheit in ihrer Gegenwart. Ich suche nach Bekanntem… jedoch fällt mir nichts dazu ein. Seltsam vertraut und doch so fremd. Doch mir fehlen die richtigen Worte.

So spricht sie ohne ihre Lippen zu bewegen. „Ich bin dein höchstes Selbst, die Göttin in dir. Ich bin der Teil, der nie von der Quelle getrennt war. Ich bin da, weil es Zeit ist für unsere vollkommene Vereinigung. Bewusst, gewollt und in diesem Leben.“

Ich bin geblendet von ihrer Präsenz. Ihre Klarheit lässt mich noch mehr verstummen. Ihre Augen blicken tief in meine Seele. Ich fühle mit jeder Zelle meines Körpers, dass es wahr ist.

Ihre Worte dringen wie pure Lichtstrahlen in mich ein. Es fühlt sich an, als stellt sie eine tiefe innerseelische Verbindung wieder her.

Ihre Liebe erfüllt mein Herz und so halte ich ihr die Scherben der Vergangenheit hin. „Wie kann ich das heilen?“ frage ich sie.

Da erscheint ein goldener Kelch zwischen uns. Groß und mächtig thront er auf einem ebenso lichtvollen Sockel. Tara beginnt nun die herumliegenden Scherben in den Kelch zu legen. Jedes einzelne Teil, ja sogar der Staub vom Boden kommt nun in den königlichen Becher. Völlig lautlos füllt sich der Kelch mit den Erfahrungen der Vergangenheit.

Du brauchst den Schmerz nicht mehr“, so Taras erlösende Stimme. „Jede Anklage ist gesagt, jede Geschichte ist gehört. Deine Worte wurden im ewigen Buch des Lebens notiert. Nichts ist mehr für dich von Bedeutung. Jede Träne hatte ihre Berechtigung und ihren Wert. Doch jetzt ist alles gesagt und alles bereit für einen Neubeginn. Mit tiefem Respekt schmelzen wir nun die unerfüllten Wünsche und Erwartungen der Vergangenheit ein. In diesem Kelch der Wahrheit entsteht nun deine ganz persönliche heilsame Essenz. Das Leid hat jetzt ein Ende. Du hast es jetzt geschafft.

Es ist vorbei, es ist vollbracht.“

Mit diesen heilenden Worten legt Tara ihre Hände auf den nun vollen Kelch. Sofort beginnen die Teile zu schmelzen und es entsteht eine goldene schimmernde Flüssigkeit. Wie es uns die Alchemie gelehrt hat.

 

Was tun wenn 1.000 Tränen nicht genug sind?

 

Teil 4

„Mach daraus Gold!“ So ihr Ruf zur Erlösung der alten  Wunden.

Ich bin noch stummer als stumm und beobachte die Vorgänge. Der Akt der Verschmelzung fühlt sich in mir an wie in Trance. Ich bin erfüllt, jedoch so sehr in mir, dass mir die Worte fehlen. Gleichzeitig merke ich, dass ich gar nichts tun oder sagen muss. Es geschieht genau jetzt. Genau das worauf ich jahrelang gewartet, gehofft und gebangt hatte. Endlich tiefe Heilung.

Als die Energieübertragung von Tara in den Kelch nun fertig ist, reicht sie mir das Getränk zum Trinken. Ich blicke in den edlen Becher und sehe flüssiges Gold funkelnd wie Edelsteine. Kaum zu beschreiben so wunderschön. Ganz tief im Gold erblicke ich ein Spiegelbild. Es ist mein inneres Kind.

Sie sagt: Wir haben es geschafft, wir haben überlebt! Es ist vorbei. Ich kann den Satz nicht oft genug hören. Mein inneres Kind lächelt und geht endlich spielen.

Der Kelch ist nun wieder klar. Tränen der Freude steigen in mir hoch. Wellenartig mischen sich diese befreienden Tränen mit dem Glücksgefühl in meinem Herzen ab. Ich gebe mich dem Befreiungsakt vollkommen hin. Ich kann und will es nicht mehr kontrollieren. Es ist, als brechen uralte Dämme in meiner Seele und schreien nach Freiheit.

Langsam beginne ich nun die Essenz meiner Vergangenheit zu trinken und gebe mich noch mehr hin. Die Energie erfüllt mich und mein Herz wird immer lebendiger. Es dauert bis ich den Kelch ausgetrunken habe, jedoch irgendwann ist auch er leer. Glücklich gebe ich meinen heiligen Gral zurück an Tara, die Göttin und Hüterin meiner Seele.

Meine Gedanken kommen zurück und ein Satz bleibt in mir: Alles was jetzt kommt ist voller Liebe und gut für dich!

Der Wunsch der Vergangenheit verabschiedet sich mit den Worten: „Du brauchst mich nicht mehr.“ Dabei verlässt er bereits meinen Herzensraum. Ich entlasse ihn mit einem erschöpften Lächeln.

Danke, dass du da warst. Du warst mein Lehrer meiner tiefsten Sehnsüchte und Illusionen. Danke dir für deine Lektionen.

Ich spüre wie mein Herz satt wird immer mehr und immer stärker. Wie wenn es von innen aufgefüllt wird immer noch. Die Tränen trocknen nun endlich. Ich fühl mich so frei wie noch nie.

 

Manchmal dachte ich: Sind 1.000 Tränen nicht genug? Nein, manchmal braucht es mehr. Irgendwann, ich weiß nicht mehr wann, dann kommt plötzlich der Moment. Dann und nur dann geschieht die Rückverbindung an die wahre Seelenessenz. Dann und nur dann bist du geheilt. Dann kommen die letzten Tränen in deinem Heilprozess, die Freudentränen.

Ich wünsche dir viele dieser heiligen Momente mit dir und deinen Seelenanteilen, deinem inneren Kind, deiner Vergangenheit. Alle tragen wertvolle Erfahrungen in sich. Die Essenz dessen was du erfahren wolltest.

Auch wenn sie noch so verworren und schmerzhaft waren. Sie haben dich zu dem gemacht was du heute bist.

Geh den Weg hin durch, hör nie auf an deine vollständige Heilung zu glauben.

Du hast alle Erfahrungen gemacht, weil du dich wieder erinnern wolltest wer du bist.

Du bist verbunden und einzigartig! 

In deiner Verbindung liegt die Kraft der Ganzwerdung.

Was tun wenn 1.000 Tränen nicht genug sind?

 

Ganz liebe Grüße
Elisabeth F. Schanik
Maaryam die Drachenfrau

 

 

Dies könnte dich auch interessieren:
Wie soll ich weiterleben? Wenn der Tod alles von dir nimmt, außer dein Leben.